Gerald Stitz empfiehlt:

Katja Lewina:
Was ist schon für immer

“Wer Leben will, muss sich mit dem Tod anfreunden”, resümiert Katja Lewina am Ende ihres Buches, und sie weiß aus eigener Erfahrung, was sie da schreibt. Selbst noch im mittleren Alter, ist sie vom Tod eines ihrer Kinder und einer lebensbedrohlichen Herzerkrankung betroffen. Die Fragen, die sie nun hat, stellt sie uns allen: Wie gehen wir mit der Tatsache um, sterben zu müssen? Und was bedeutet das für unser jetziges Leben? Wie geht Sterben - und: Was hinterlassen wir danach?

In einer Zeit, in der das Leben immer länger wird und die medizinischen Möglichkeiten beinahe grenzenlos erscheinen, bietet unsere Gesellschaft wenig Raum, über den Tod in seiner vollen Bedeutung nachzudenken. Warum sollte man sich damit jetzt überhaupt befassen, ist dazu nicht noch später Zeit? Kann man das nicht einfach auf sich zukommen lassen? An der Stelle macht die Autorin Mut, sich dem Thema zu stellen und hat durchaus tröstliche Gedanken für den Leser im Gepäck.

Die Auseinandersetzung mit dem Tod dient letztlich dazu, die Angst vor ihm einzudämmen, schreibt sie. Wer weniger Angst hat, kann sein Leben mehr genießen, wer sich der eigenen Begrenztheit bewusst ist, kann sich auf das Wesentliche konzentrieren. Dadurch wird Gelassenheit möglich, Gelassenheit und ja - auch Heiterkeit.

Eine Heiterkeit, derer sich die Autorin gern bedient. Da etwa, wo sie ihren Umgang mit dem eigenen, durchaus überschaubaren Erbe schildert, ihre Hilflosigkeit angesichts einer Patientenverfügung oder die bemühte Unbekümmertheit bezüglich beginnender Alterserscheinungen. Philosophische Erörterungen gehen bei Lewina immer wieder in lebenspraktische Fragestellungen über, doch erfrischenderweise werden keine abgestandenen Weisheiten verkündet.

“Was ist schon für immer” ist kein trauriges Buch. Es will helfen, das Sterben als Teil des Lebens zu begreifen, ihm seinen Schrecken zu nehmen und darüber ins Gespräch zu kommen. In der nie versiegenden Hoffnung, in der Endlichkeit des Daseins einen tieferen Sinn zu finden.

DuMont
13. August 2024
144 Seiten
20 Euro